Folge 1: Der erste Tag unter Tage – Lehrjahre auf’m Pütt
August 1980, Marl. Ich war 16, trug stolz meinen neuen Helm, ein Overall, der an mir runterhing wie ein Vorhang, und hatte mehr Respekt vor dem Förderkorb als vor jeder Mathearbeit. Mein Ziel: Bergmechaniker werden.
Die Zeche Auguste Victoria war ab sofort mein zweites Zuhause – und meine erste richtige Schule fürs Leben.
„Willkommen, Jung. Jetzt wird malocht.“
Mein Ausbilder, ein drahtiger Typ mit Kohlenstaub in den Falten und ’nem Blick wie ein Presslufthammer, begrüßte mich mit:
„Wenn du denkst, dat is nur’n bisschen gucken – kannst direkt wieder hoch.“
Ich blieb. Auch wenn meine Knie zitterten wie die Rohre bei nem Rohrbruch.
Es war heiß, stickig und laut. Aber es war auch faszinierend. Diese riesige unterirdische Welt – kilometerlange Strecken, Maschinen, die klangen wie Raumschiffe, und Männer, die sich mit einem Blick verstanden. Kumpel halt.
Lehrjahre: Schweiß, Scherze, Solidarität
Die Ausbildung zum Bergmechaniker dauerte bis Mai 1982. Ich lernte:
wie man Gestein sprengt,
wie man Maschinen wartet,
und wie man mit einem Kumpel auch ohne Worte kommuniziert – durch ein Nicken, ein Schulterklopfen oder ’nen trockenen Spruch beim Butterbrot.
Nach der Frühschicht lag ich oft platt im Bett – aber auch stolz. Ich war Teil von etwas Größerem. Kein „Ich“, sondern immer ein „Wir“.
Und was sagte Opa damals?
„Junge, wenn du dat da unten packst, packste alles im Leben.“
Heute – Jahrzehnte später, mit Laptop statt Grubenlampe – weiß ich: Er hatte recht.